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Jahresbericht 2009
(von Claudia Antenhofer, Schriftführerin der Schützenkompanie Oberwielenbach)
2009 - Herzlich willkommen im Tiroler Gedenkjahr! Die Rückbesinnung auf Geschichte und Tradition, den Blick auf die Gegenwart zu schärfen und gleichzeitig Impulse für die Zukunft zu geben, waren Hauptaugenmerke im abgelaufenen Tiroler Gedenkjahr der Schützenkompanie Oberwielenbach.
Der Andreas-Hofer-Gedenktag am 22. Februar 2009 war gleichzeitig der Startschuss für das große Tiroler Gedenkjahr. Zu diesem Anlass hat unser Hauptmann das Gefallenendenkmal im Friedhof besonders schön geschmückt. Unter dem Trommelwirbel von unserem Jungschützen Georg marschierte die Schützenkompanie gemeinsam zur Kirche, wo der Festgottesdienst gefeiert wurde. Pfr. Viktor Plaikner stellte gleich zu Beginn den Bezug zum Gedenken an die Tiroler Freiheitskämpfer her. Aber auch alle anderen Opfer von Kriegen, Gewalt und Terror sollten nicht vergessen werden. Die Eucharistiefeier sollte als Gottesdienst für den Frieden verstanden werden. In seiner Predigt verwies Pfarrer Viktor nicht nur auf die Kämpfer an vorderster Front, sondern erinnerte an alle jene, die abseits der Frontlinien viel zu erleiden und erdulden hatten. Es seien vor allem die Frauen gewesen, die oft die Hauptlast der Auswirkungen von Krieg und Gewalt zu tragen hatten und deren Heldentum oft viel zu wenig geschätzt wird. Die musikalische Umrahmung lag diesmal in den Händen bzw. in den vorzüglichen Stimmen des Männerchores. Anschließend fand im Friedhof die Gefallenenehrung statt. In diese schloss Hptm. Alois Schneider alle Opfer des Tiroler Freiheitskampfes, der beiden Weltkriege und der Kämpfe in den 60er Jahren ein. Er betonte, alle diese Opfer seien ausdrückliche Mahnung dafür, sich stets für den Frieden einzusetzen. Mit dem Lied vom "guten Kameraden" und einer Ehrensalve für alle Kriegsopfer wurde die Gedenkfeier beendet.
Der offizielle Startschuss für das Tiroler Gedenkjahr war natürlich auch der Startschuss für unser Jahresprojekt "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009". Da bei den einzelnen Terminen oft recht wenig Schützen anwesend waren, und wir die wirklich lobenswerten Beiträge der Vereine wirklich keinem Schützenmitglied vorenthalten möchten, folgt ein zusammenfassender Bericht aller Beiträge anschließend an den Tätigkeitsbereicht.
Unser Hauptmann feierte am 31. März seinen 75. Geburtstag. Diesen nahmen der Chor, die Feuerwehr, die Schützen (in diesen Vereinen war bzw. ist der "Meischto Lois" als Vorstand tätig), der Pfarrgemeinderat und die Gemeindevertreter von Oberwielenbach zum Anlass den Jubilar einmal gebührend hochleben zu lassen und ihm ein herzliches Dankeschön für seinen unermüdlichen, ehrenamtlichen Einsatz für das Vereins- und das Dorfleben zu sagen. "Kein Wort und keine Tat geht verloren, alles bleibt und bringt reiche Frucht", in diesem Sinne wünschen wir ihm nochmals alles Gute!
Tirol feiert 200 Jahre Freiheitskampf und Oberwielenbach 40 Jahre Wiedergründung der Schützenkompanie. Nach vielen Stunden der Planung und der Vorbereitung war es am Dreifaltigkeitswochenende (6.+7. Juni) endlich soweit! Nur das Wetter stellte sich nach einer längeren Schönwetterphase zu unserem Leidwesen genau an unserem Jubelwochenende drastisch um. Regen und Kälte sind in solchen Momenten nicht unbedingt förderlich um die Motivation der Beteiligten zu steigern. Aber gerade zu diesem Zeitpunkt wurde Seyr Reinhold, Gönner und unterstützendes Mitglied unserer Kompanie, seinem Titel vollkommen gerecht und organisierte kurzerhand ein Zusatzzelt. So herrschten wenigstens am Festplatz einigermaßen trockene Verhältnisse. Obwohl am Samstag die weitum bekannte Gruppe "Tiroler Wind" zum Tanz aufspielte, wollte keine richtige Stimmung aufkommen und auch der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Mit tief hängenden Regenwolken begann auch der Sonntag. Aber die Jubelkompanie, die Ehrenkompanie Onach, die 28 Fahnenabordnungen aus dem gesamten Pustertal, die Ehrengäste und die Dorfbevölkerung ließen sich davon kaum beeindrucken und nahmen Aufstellung zum feierlichen Einzug auf den Festplatz vor der Pension Falkenstein. Musikalisch begleitet wurde der festliche Zug von den Musikkapellen Percha und Onach. Den Festgottes-dienst zelebrierte Hochw. Artur Schmitt. In seiner Predigt erzählte Herr Artur von den Auswanderern der 30er Jahre in Zeiten der Not und stellte die Begriffe Heimat, Werte und Tradition in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Die Werte, oder wie Hochw. Schmitt es besser ausdrückte, die Verantwortung, die wir als Tiroler gern beschwören, müssten sich im Bewusstsein jedes Einzelnen verankern und dürfe nicht als Verpflichtung für die anderen angesehen werden. Darüber nachzudenken sei gerade in einem Gedenkjahr eine gute Gelegenheit. "Der erste Schritt ist immer bei mir selbst", schloss Herr Artur seine eindrucksvolle Predigt. Dr. Jordan Bärtl ging in seiner Festansprache der Frage nach, wozu eine Schützenkompanie heute noch gut sein soll. Die Aufgaben gehen nämlich weit über die eines touristisch motivierten Trachtenvereins hinaus, argumentierte der Festredner etwas provokant. Die Gestaltung des Zusammenlebens in den Familien und der Dorfgemeinschaft sei ebenso von Bedeutung wie die Hilfe für Menschen in Not, die gelebte Vorbildfunktion bzgl. Tradition und zeitgemäßer Werte und die Pflege des Bewusstseins für die Heimat. Nach dem Abmarsch zum Festgelände beim Vereinshaus konzertierten die Musikkapellen Percha und Onach. Ivan & Katrin spielten zum Tanz auf. Bei den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern herrschte Hochbetrieb. Galt es doch einige hundert Schützen so gut wie gleichzeitig zu verpflegen. Auch wenn nicht alles wie am Schnürchen verlaufen ist, können wir doch mit Stolz auf unser 40-jähriges Wiedergründungsjubiläum zurückblicken. Ganz besonders bedanken möchte sich die Schützenkompanie in erster Linie bei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern der verschiedenen Vereine, bei der Gemeindeverwaltung und der Raiffeisenkasse Percha für ihre finanzielle Unterstützung. Aber auch alle Gönnerinnen und Gönner möchten wir in diesem Zusammenhang nicht vergessen!
Wenn ich im letzten Jahresbericht noch von "wir können uns glücklich schätzen, dass alle 3 Prozessionen immer noch stattfinden" gesprochen habe, so muss ich dieses Jahr leider sagen: "wir können uns glücklich schätzen, dass wir noch einen eigenen Priester in unserer Pfarrei haben!" Durch den plötzlichen Tod unseres Ortspfarrers Viktor Plaikner mussten - und werden wir auch in Zukunft müssen - leider auf die Fronleichnamsprozession verzichten. Nichts desto trotz marschierte eine vollzählige Kompanie zum feierlichen Gottesdienst ein, genauso wie am Hochfrauentag und am Rosenkranzsonntag. Am Herz-Jesu-Sonntag findet in Oberwielenbach traditionell der Gebetstag statt. Den Abschluss bildet dabei die feierliche Herz-Jesu-Prozession, die für uns Schützen ein besonders wichtiger Anlass ist. Gilt es doch das Herz-Jesu-Gelöbnis zu erneuern, das unsere Vorfahren bereits 1796 feierlich gelobten. Dieser Herz-Jesu-Sonntag war aber kein Tag für die Männer. Schönes Wetter aber starker Wind machte ein Tragen der großen Fahnen unmöglich. Die Frauen und Mädchen (Nadja und Karin) ließen sich aber nicht unterkriegen und trugen ihre Fahnen tapfer bei der Prozession mit. War auch der Wind dafür verantwortlich, dass das Abfeuern der beiden Salven als nur "so la la" zu bezeichnen waren? Dafür gab es aber ein Lob von Hochw. Artur Schmitt für die schöne und noch natürliche Prozession ohne Zuschauer am Straßenrand. Alle die mitgehen, sind auch im Gebet mit dabei, lobte Pfr. Schmitt die Pfarrgemeinde. Erst nach einem gemeinsamen Bier und einem Ratschale mit unserer Kompanie fuhr Herr Artur wieder zurück nach Neustift.
Traditionsgemäß entzünden die Schützen das Herz-Jesu-Feuer am Schönbichl. 15 begeisterte Schützen und Schützenfreunde machten sich an diesem Sonntag Nachmittag beladen mit Holz und Brennstoff auf den Weg zum Gipfel. Aber das Feuer wollte dieses Jahr nicht so, wie es die Anzünder- und -innen geplant hatten. Mehr als ein Minifeuer konnte vom gegenüberliegenden Rammelstein leider nicht entdeckt werden. Geplant war ja mit einem Foto vom Herz-Jesu-Feuer bei der Aktion "Feuer & Bytes" der SK Dölsach, im Rahmen des Gesamttiroler Mottos zum Gedenkjahr "Geschichte trifft Zukunft" mitzumachen. Die laufend eingehenden Bilder der Bergfeuer wurden auf einer großen Leinwand in Dölsach gezeigt. Die Montage aller Bergfeuer soll vom ORF dokumentiert und in einer speziellen Festschrift zu Hofers Todestag am 20. Februar 2010 präsentiert werden, hieß es in der Ausschreibung. So mussten wir leider ein Foto vom Tiroler Adler in der Antholzer Scharte nachreichen!
Im heurigen Tiroler Gedenkjahr hat es sich jede Schützenkompanie in unserem Land zur Aufgabe gestellt, einen so genannten Jubiläumsbaum zu pflanzen. Bereits im Sommer hat Hptm. Alois Schneider den Oberwielenbacher Jubiläumsbaum - einen Bergahorn - unterhalb der Wegscheide gepflanzt. Daneben hat er ein selbst angefertigtes Wegkreuz und eine Bank aufgestellt. Dieses kleine Ensemble wurde am 03. Oktober in einer schlichten Feier seiner Bestimmung übergeben. Ein ausführlicher Bericht dazu erfolgt durch die Jungschützen.
Der Widerstand gegen die erneuten Konzessionsansuchen zum Bau eines neuen E-Werkes am Wielenbach im Jahr 2008 ist inzwischen zur Herzensangelegenheit der Schützenkompanie geworden. Obltn. Martin Schneider überwacht diese Aktion mit zwei Argusaugen! Er informiert sich über die Entwicklung auf Gemeinde- und Landesebene, nimmt an verschiedenen Sitzungen und Lokalaugenscheinen teil, legt schriftliche Einsprüche ein und informiert immer wieder die Bevölkerung über den Stand der Dinge. Im Sommer 2009 arbeitete die Landesregierung den längst überfälligen Wassernutzungsplan neu aus. Obltn. Martin nützte die Möglichkeit um im Namen der Schützenkompanie Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge einzureichen. Erfreulich ist dabei, dass auch der Gemeinderat von Percha versuchen wird, den Wielenbach gänzlich aus diesem Nutzungsplan streichen zu lassen und den Gebirgsbach unter Schutz zu stellen. Obltn. Martin wird in dieser Angelegenheit natürlich am Ball bleiben, was aber nicht heißen soll, dass wir anderen uns einfach ausruhen können. Jede und jeder ist für unsere Heimat verantwortlich!
In 3 Exerzierübungen wurde der Ablauf, die saubere und synchrone Ausführung der verschiedenen Griffe und Marschierschritte geübt und gefestigt. Am 14. Februar fand die Abnahme der Gewehrprüfung durch Hofer Peter aus Prettau statt, die alle "mehr oder weniger" vorbildlich bestanden. Unser Exerzierausbildner Obltn. Martin Schneider hat abwechselnd bei den SK Sexten, Innichen, Enneberg, Taisten, Rein und Vintl die Gewehrprüfung abgenommen, Obj. Andreas Niederwolfsgruber bei der SK Toblach. Hptm. Alois Schneider hat am 06.08. in Antholz eine Marschübung der SK Pater Lorenz Leitgeb betreut. Die Exerzierausbildner verrichteten pflichtbewusst den Ordnungsdienst beim Protestmarsch in Bruneck und waren bei 5 Sitzungen auf Bundes- bzw. Bezirksebene anwesend.
Der Ausschuss traf sich im letzten Jahr zu 5 ordentlichen und 2 außerordentlichen Sitzungen.
Im Jahr 2009 wurden von unserer Kompanie für die Friedhofspflege 106 Arbeitsstunden geleistet, 76 Stunden davon allein von unserem Hauptmann. Folgende Arbeiten wurden unentgeltlich durchgeführt: Schneeräumen, Rasenpflege und Bewässerung, Reinigung des gesamten Friedhofareals, Entsorgung der Kompostierabfälle, Entfernung von altem Blumenschmuck, Ausrichtung der Grabkreuze und Ausbesserung der Grabstätten. Der Auf- und Abbau des Ostergrabes ist mittlerweile auch zum festen Bestandteil unserer Tätigkeiten geworden - Vergelt's Gott allen Beteiligten, besonders aber dem Hptm. Alois Schneider für seinen unermüdlichen und selbständigen Einsatz.
Hat Paul - Präsident vom ASV - bei der letzten Jahreshauptversammlung der gesamten Kompanie "viel Spaß und herzliche Gratulation zum bevorstehenden arbeitsreichen Jahr" gewunschen, so waren seine Wünsche rückblickend gesehen nur für eine Handvoll und meistens Dieselben bestimmt! Sicher standen letztes Jahr sehr viele Auswärtstermine im Kalender, aber unsere Kompanie besteht ja nicht nur aus 6 Schützen bzw. Marketenderinnen. Denn mehr hat Hptm. Schneider bei seinen Aufzeichnungen (bis auf einzelne Ausnahmen) nicht notieren können! "Die hat leicht reden", werden sich jetzt einige denken, aber mich zählt man(n) ja nicht...! Vom fehlenden Zusammengehörigkeitsgefühl entmutigen ließen sich deswegen die "fleißigen" Schützen nicht und haben unsere Kompanie würdevoll bei folgenden Terminen vertreten: Am 15. März wurde beim Bezirkstag in Terenten die 50-Jahr-Feier des Bezirkes Pustertal nachgeholt. Am 18.04. fand der Bezirksball in Antholz statt. Anfangs wollte Lois ja unbedingt selber fahren, weil er dachte, dass er länger durchhalten würde als alle anderen. Aber als er dann bei der Verlosung den Hauptteil der Preise - im wahrsten Sinne des Wortes - abgeräumt hatte, wusste er sie nicht mehr sicher und wollte nur mehr nach Hause. Also blieb dem Rest der Mannschaft nichts anderes übrig, als unsere Tanzlust abzubrechen und unseren Hauptmann mit seinen Schätzen sicher in die Heimat zurück zu bringen. Ca. 5 Monate nach dem Protestmarsch in Bozen unter dem Motto "Gegen Faschismus - für Tirol" gingen die Schützen, darunter auch 12 Mitglieder von unserer Kompanie, wieder auf die Straße. Diesmal in Bruneck, wo seit über 70 Jahren ein Denkmal des faschistischen Regimes steht. Der Protest der Schützen richtete sich vor allem gegen den, bei uns fast schon liebevoll genannten "Kapuzinerwaschtl", einen in Stein gehauenen Alpinisoldaten. Dieses erinnert an Feldzüge der 30er Jahre in Afrika, wo es durch Feldzüge Italiens zu schrecklichen Kriegsverbrechen gekommen ist. Die Kundgebung wurde aber vom Bozner Quästor Piero Innocenti im Vorfeld massiv beschnitten. Eigentlich sollte der Protestmarsch bis zum Kapuzinerplatz gehen, wurde aber verboten. Ein Polizeiaufgebot von 600 Personen, das an diesem Tag die Rienzstadt belagert hatte, konnte kein Mensch verstehen. Obwohl der Kapuzinerplatz an diesem Tag für ALLE gesperrt war, legte der Landtagsabgeordnete von Unitalia, Donato Seppi, beim Alpini Denkmal einen Kranz nieder! Knapp 3.000 Schützen und fast ebenso viele Sympathisanten und Zuschauer haben gemeinsam die Anliegen des SSB unterstützt. Im Anschluss an die Kundgebung am Rathausplatz fand eine Podiumsdiskussion im Michael-Pacher-Haus statt. 280 Personen (mehr wurden vom römischen Polizeichef nicht zugelassen) nahmen vorschriftsmäßig - mit einer gut sichtbaren Nummer versehen - daran teil. Die Kundgebung kann als voller Erfolg betrachtet werden. Es bleibt zu hoffen, dass jetzt von Seiten der Politik, hinsichtlich der faschistischen Relikte, Taten folgen! 2009 war nicht nur das Jahr des Gedenken an 200 Jahre Tiroler Freiheitskampf, mehrere Kompanien aus dem gesamten Pustertal feierten ihre Wiedergründung vor 50 Jahren: am 10.05. Taisten, am 28.06. Pfunders, am 05.07. Uttenheim, am 12.07. die "Michelsburger" aus St. Lorenzen, am 19.07. Prettau (Martin war mit dem Rad zur Feier angereist, seine Schützentracht und das Gewehr folgten mit dem Auto… naja jedenfalls muss ich zugeben: Martin war da, sein ernster Wille war da, die Hosen und das Gewehr auch, nur die Schuhe fehlten, die habe ich leider zu Hause vergessen!), am 23.08. folgten die Peter-Siegmayr Kompanie aus Olang, und am 13.09. die "Sichelburger" aus Pfalzen. Mit dem Landesfestumzug am Sonntag, 20. September in Innsbruck fanden die Feierlichkeiten zum Tiroler Gedenkjahr ihren Höhepunkt. 14 Marketenderinnen, Jungschützen und Schützen von unserer Kompanie haben sich von den einzigartigen Eindrücken verzaubern lassen. Aber lassen wir unseren Obltn. Martin selber erzählen: Zwei Marketenderinnen, zwei Jungschützen und elf Schützen trafen sich kurz vor sieben Uhr in der Früh beim Vereinshaus. Für Alex Wolfsgruber aus Unterwielenbach war es die erste Ausrückung in den Reihen der Schützen. Er war erst vor kurzem unserer Kompanie beigetreten. Nach dem - aus historischer Sicht - obligatorischen Fototermin fuhren wir mit dem Bus nach Innsbruck, den wir uns übrigens mit den Schützen aus Bruneck teilten. Es sollte ein unvergesslicher Tag folgen. Unsere Jungschützen und ihre Betreuerin mussten wir in Innsbruck schon früher verabschieden, da sie im Gesamttiroler Jungschützenblock eingeteilt waren. Wie zu erfahren war, hatte "Kathi" dort für den reibungslosen Ablauf entscheidend mitgewirkt. Sammelstelle für alle Schützen und Musikanten war das Tivoli-Stadion. Im Innern bot sich ein außergewöhnliches, farbenprächtiges Bild. Gegen 12 Uhr begann von dort der genau geregelte Abmarsch zur Triumphpforte. Erst dort ging der eigentliche Festumzug durch die Maria-Theresien-Straße los. Die Schützen aus Oberwielenbach waren dem ersten Block des Bezirkes Pustertal zugeteilt. Unserer Marketenderin Elsa kam dabei eine besondere Ehre zuteil, wurde sie doch ausgewählt, in der ersten Reihe den Bezirksmajor zu flankieren. Beim Marsch durch die Innenstadt folgte eine nicht beschreibbare Atmosphäre und Begeisterung, die sich in diesem Ausmaß sicher niemand vorstellen konnte. Eine unglaubliche Zuschauermasse bejubelte den Zug der Schützen, Musikanten und anderen Traditionsverbände, denen man ihrerseits den Stolz darüber sichtlich ansah. Vor der Hofburg wurde dann die Defilierung durchgeführt. Erst Kurz nach 15 Uhr endete der Marsch unseres Blockes in der Nähe der Messehalle, wo dann auch der größte Teil der Teilnehmer verköstigt wurde. Kurz nach 17 Uhr, nachdem wir unsere Jungschützen wieder gefunden hatten, traten wir wieder die Heimreise an. Dieser Landesfestumzug war sicherlich nicht nur für das gesamte Land Tirol ein Höhepunkt, sondern in besonderer Weise auch für jeden der teilnehmenden Schützen, Jungschützen und Marketenderinnen. Erlebnisse dieser Art sind einmalig und wir können Stolz sein, dass wir bei einer solchen Veranstaltung teilnehmen durften (Auszug aus dem Bericht von Obltn. Martin auf unserer Homepage). Vertreten war unsere Kompanie auch bei verschiedenen Gedenkfeiern, wie dem Gedenken an Nikolaus Amhof aus Pichl/Gsies, 25 Jahre Kronplatzkapelle, Gedenkfeier Klosterwald, Totengedenken zu Allerheiligen im Ortsfriedhof, Heldengedenkfeier im Waldfriedhof Bruneck, Schloßkreuz und Naßwand und die Sepp Kerschbaumer Gedenkfeier in St. Pauls. Unser Hauptmann und abwechselnd auch unser Obltn. und unser Obj. haben an 4 Hauptleutesitzungen teilgenommen. Die Bundesgeneralversammlung stand am 03. Mai im Kalender. Hptm. Schneider war auch beim Batallionsfest in Außervillgraten und bei der Eröffnung der Ausstellung auf Schloss Sigmundskron anwesend. Am 09. Dezember präsentierten die Marketenderinnen des Pustertales in Pfalzen ihren Kalender für 2010. Claudia durfte letztes Jahr unseren Hauptmann zur wirklich beeindruckenden Fronleichnamsprozession in Matrei begleiten. Auch kulturell waren Mitglieder unserer Kompanie im ganzen Land unterwegs, so wurde das Tiroler Volksschauspiel in Algund besucht, der Lebensweg des Priesters aus dem Vinschgau Josef Daney, eines im Pustertal wenig bekannten Freiheitshelden, wurde auf der Bühne in Schlanders unter dem Titel "Tod eines Verräters" nachgezeichnet, es folgten mit "Do Haspinger - für Gott, Kaiser und Vaterland" der VB St. Magdalena/Gsies und "Der Judas von Tirol" von der HB Steinhaus bereits bekannte Stücke der Tiroler Geschichte. Eine Uraufführung brachte die Kassianibühne Percha auf die Bühne. "Herbstfeuer", aus der Feder von Paul Peter Niederwolfsgruber, zeigte die andere Seite der Medaille des Tiroler Freiheitskampfes, auf der Sieger auch Opfer sein können. Zwei Mitglieder unserer Kompanie durften dabei selber auf der Bühne mitspielen. Claudia verkörperte die Rolle der Adlwirtin und Georg jene des Michile. Für unseren Jungschützen war es sein Bühnen Debüt, das er fast schon profimäßig gemeistert hat - ein großes Kompliment dafür!
Hptm. Alois Schneider und eine Fahnenabordnung unserer Kompanie gab bei folgenden Beerdigungen den verstorbenen Kameraden das letzte Geleit: am 06.02. Volgger Max aus Sand in Taufers, am 18.03. Johann Ghedina der SK Anpezo/Haydn, am 23.04. Ortspfarrer Viktor Plaikner, am 24.04. Hermann Rastner aus Ehrenburg, am 07.10. Laner Alois aus Mühlwald, am 04.11. Hintner Alois aus Gsies. Herr, gib allen verstorbenen Schützenkameraden den ewigen Frieden in deiner Heimat!
Im Ausschuss des Bezirkes Pustertal, gilt unser Hauptmann als ausgleichendes Verbindungsglied zwischen Jung und Alt, lobt ihn des öfteren Bezirksmajor Heinrich Seyr. Dass ihm das Amt des Bezirksbeirates am Herzen liegt, bestätigen die vielen Termine auf Bezirksebene: er nahm an 6 ordentlichen und 2 außerordentlichen Sitzungen teil. Um eine reibungslose Abwicklung des Landesfestumzuges zu gewährleisten fuhr er am 04.09. nach Innsbruck um organisatorische Fragen zu klären. Bei der Jahreshauptversammlungen der Kompanien Prettau, Innichen und Niederdorf war Beirat Schneider ein gern gesehener Gast und vertrat dabei den Bezirk Pustertal.
200 Jahre Tiroler Freiheitskampf...das heißt für Oberwielenbach:- ein Projekt vom Dorf für das Dorf
- eine Idee getragen von 10 verschiedenen Vereinen bzw. Institutionen
- ein gemeinsames, übergeordnetes Motto
- ein Ziel ... das heißt für Oberwielenbach: "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009"
Dass bereits vor dem offiziellen Beginn des Gedenkjahres mit unserer Spurensuche begonnen wurde, zeigt das erste Projekt der Freiwilligen Feuerwehr: Der traditionell zum Jahreswechsel an die Haushalte verteilte Kalender widmete sich ganz dem Tiroler Gedenkjahr. In den zwölf Kalenderblättern wurde die Geschichte Tirols in Bild und Schrift festgehalten: das Tiroler Landlibell, erlassen durch Kaiser Maximillian I. im Jahre 1511, der Tiroler Freiheitskampf von 1809, Tirol von 1850 bis zum 1. Weltkrieg, der 1. Weltkrieg und in Folge die Teilung Tirols, die Zeit des Faschismus, das Gelöbnis der Tiroler zum Herzen Jesu, die Option 1939, der 2. Weltkrieg, die Nachkriegszeit und der Kampf der Südtiroler um das Selbstbestimmungsrecht, die Tiroler Persönlichkeiten Franz Senn, Sepp Innerkofler, Angela Nikoletti und Eduard Wallnöfer, die Feuernacht 1961 und das Südtirol-Paket von 1969. Dieser Kalender soll einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Geschichte Tirols wieder mehr in unserem Bewusstsein verankert wird und in Folge dessen unser Heimatgefühl wieder verstärkt in unser Handeln und Denken einfließt, hieß es in der einführenden Widmung.
In Gedenken an den Todestag vor 199 Jahren von Andreas Hofer und den Tiroler Freiheitskämpfen von 1809, entzündeten die Bergfreunde am 20. Februar 2009 Bergfeuer am Rammelstein. Die Bergfeuer sollen Zeichen der Verständigung sein und Signal dafür, dass wir ALLE für die Erhaltung unserer schönen Bergwelt, unserer Heimat und unserer Kultur verantwortlich sind. Unter dem Titel "Andreas Hofer - sein Leben ein Mythos?" ließen die Bergfreunde das Leben des Oberkommandanten von Tirol Revue passieren. Andreas Hofer war die beste Verkörperung des Tiroler Bauerntums, allgemein geachtet und beliebt und die einigende und zusammenfassende Kraft der Erhebung Tirols. Nichts lag ihm ferner, als eine Art Diktator zu spielen. Er überließ vieles neidlos seinen zum Teil guten Ratgebern und begabten militärischen Unterführern. Er dachte im konservativen Sinne nur an sein Land Tirol und an Österreich. Hofer ist trotz seiner politischen Fehler und seines persönlichen Misserfolgs das Symbol für den Freiheitswillen eines Volkes geworden, das sich entgegen aller Erwartungen und ohne nennenswerte militärische Hilfe von außen längere Zeit in bewundernswerter Weise gegen moderne Armeen behauptet hat.
Der Vortrag "Der Tiroler Freiheitskampf und die politischen Machtverhältnisse um1809" am 28. Februar 2009, zu dem die Schützenkompanie eingeladen hat, ist bei der Bevölkerung auf großes Echo gestoßen. Als Referent konnte mit Ingemar Gräber, der in Wien Archäologie und Geschichte studiert hatte, ein einheimischer Fachmann gewonnen werden. Anhand einiger Filmausschnitte aus dem Andreas-Hofer-Film "Die Freiheit des Adlers" wurden von Claudia wichtige Inputs für das folgende Referat gegeben. Ingemar Gräber spannte den Bogen von der Französischen Revolution bis hin zur Auflösung des Heiligen Römischen Reiches und weiter zum Wiener Kongress um 1815, was man zumindest in Europa als Zeitenwende bezeichnen könnte. Auch Tirol wurde in die damaligen europäischen Wirren mit hineingezogen. Eine Folge davon waren die Tiroler Freiheitskämpfe. Der Historiker Ingemar rief dabei nicht nur die bereits bekannten Ereignisse von 1809 in Erinnerung, sondern verwies auch auf ein paar lokale Begebenheiten. Er berichtete über die Gefechte im Brunecker Talkessel, im November und Dezember 1809, bei denen auch 13 Schützen, die dem Schießstand in Oberwielenbach angehörten, ihr Leben lassen mussten. Drei Schützen stammten aus der Pfarrgemeinde Oberwielenbach: Nocker Peter - Bauer in Platten, Achmüller Paul und Taschler Peter - Bauernknechte in Oberwielenbach. So wurde einmal mehr aufgezeigt, dass die große Politik ganz unmittelbare Auswirkungen auf die lokalen Geschehnisse hatte.
Auf Spurensuche nach Bräuchen, die in Vergessenheit geraten sind, hat sich die KVW-Ortsgruppe Oberwielenbach gemacht. Sie stieß dabei auf den Brauch des Palmbesen-bindens. In Oberwielenbach können sich nur mehr die etwas älteren Einwohner daran erinnern, wie sie in früheren Zeiten ihre Palmbesen zur Kirche getragen haben. Früher war es vor allem den Burschen vorbehalten, die Palmbesen zu tragen. Mancherorts entstand sogar ein Wettkampf, wer die höchste und die am schönsten geschmückte Palmstange vorführen konnte. In unserer Zeit hat sich der Brauch aber auf das Kindesalter verschoben. So waren es auch die Kinder die am Palmsamstag zum Vereinshaus kamen, um unter fachkundiger Anleitung ihren eigenen Palmbesen zu binden. Voller Stolz wurden die Palmbesen am Sonntag zur Palmweihe vor das Vereinshaus gebracht. Pfarrer Viktor Plaikner segnete die Palmbesen, die dann in einem feierlichen Einzug zur Kirche getragen wurden. Bereits seit dem 8. Jahrhundert ist der Brauch der Prozession am Palmsonntag bekannt. Der Palmzweig, als Zeichen für Frieden, ist das bestimmende Symbol des Sonntags vor der Karwoche. Ihm verdankt das Fest auch seinen Namen. An diesem Tag gedenken Christen auf der ganzen Welt der triumphalen Ankunft Jesu in Jerusalem. Auf dem Rücken eines Esels ist der Sohn Gottes in die Stadt eingezogen. Die Menschen begrüßten ihn begeistert und schwenkten ihm zu Ehren Palmzweige, die ein Zeichen für die Königswürde darstellten. Da bei uns keine Palmen vorkommen, dienen Palmkätzchen oder die aus dem Süden importierten Ölzweige als Ersatz. Nach dem Gottesdienst wurden die Palmbesen, wie es auch früher üblich war, neben dem Haus aufgestellt. Laut Volksglauben sollen die geweihten Zweige hauptsächlich vor Unwettern und Blitzschlag schützen.
Nicht nur die "großen", sondern auch die "kleinen" Oberwielenbacher haben sich auf die Suche nach Spuren von Tirol gemacht. Gemeinsam mit den Lehrpersonen haben sich die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Oberwielenbach im 2. Semester intensiv mit der Geschichte unseres Landes auseinandergesetzt. Die Kinder der 1., 2. und 3. Klasse befassten sich hauptsächlich mit Küchengeräten aus früherer Zeit. Gemeinsam mit der Italienischlehrerin wurden Rezepte aus der Südtiroler Küche gesammelt und schriftlich aufbereitet. Die Schülerinnen und Schüler der 4. und 5. Klassen befassten sich das ganze Schuljahr hindurch mit der Tiroler Geschichte, angefangen mit der frühen Besiedelung bis zur Teilung Tirols nach dem 1. Weltkrieg. Der Tiroler Freiheitskampf von 1809 war dabei ein Schwerpunkt, aber auch die Themen "Südtirol unter dem Faschismus" und "Südtirol, eine autonome Provinz in Italien" wurden ausführlich im Unterricht behandelt. Nicht nur Vergangenes wurde in Erinnerung gerufen. Die Gegenwart hielten die Kids mit einem - im wahrsten Sinne des Wortes - fotografischen Auge fest. Jede Menge "Tiroler Spuren" entdeckten die jungen Fotografen in unserem Dorf. Die Übereinstimmungen, aber auch die Gegensätze zwischen früher und heute im Bild festzuhalten, regte die Schülerinnen und Schüler besonders an. Ein weiterer Höhepunkt im letzten Schuljahr war der Maiausflug, der zum Sandwirt ins Passeiertal führte. Die größeren SchülerInnen besichtigten den neuen Parcours "Helden und Hofer" und erhielten interessante Einblicke in die Geschichte rund um den berühmten Freiheitshelden. Die "Kleineren" widmeten sich dem Außenbereich des Museums. Dabei lernten sie viel über die Bauweise und über die Arbeits- und Spielgeräte aus alter Zeit. Am Pfingstsamstag konnten endlich die Ergebnisse der Arbeiten zum Projekt "Wo ist Tirol" dem Dorf vorgestellt werden. Nicht nur die Familienmitglieder der SchülerInnen, sondern viele interessierte Gäste folgten der Einladung. Zunächst hatten die Besucher die Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen, die nicht nur eine Fülle von Exponaten und Plakaten bot, sondern mit viel Fleiß und Liebe zum Detail vorbereitet wurde. Anschließend wurde zum "Tiroler Abend am Nachmittag" geladen. Tiroler Lieder, Tänze und Texte von Oswald von Wolkenstein, Hermann von Gilm und N.C. Kaser wurden vorgetragen. Besonders die selbst gedichteten Texte wurden vom Publikum mit viel Applaus belohnt. Sogar einige Erwachsenengruppe animierten die Kinder zu mitmachen. Der Viergesang tischte einige "Schmankerln" aus dem Tiroler Liedgut auf, die früher weitum berühmte Oberwielenbacher Schuhplattlergruppe feierte ihr "Comeback" und eine eigens zu diesem Anlass gegründete Mädchentanzgruppe hatte einige Volkstänze einstudiert.
Die Bergfeuer haben sich die Bergfreunde auf ihren Gipfel geschrieben bzw. als Thema für ihren Beitrag zum Projekt "Wo ist Tirol" gewählt. So war natürlich das Herz-Jesu-Feuer, traditionsgemäß am Rammelstein, der nächste Termin. Dem Wind zum Trotz und beladen mit Holz, Sägemehl und Brennstoff startete am späten Nachmittag eine kleine, dafür aber feine Gruppe Richtung Rammelstein. Beim Einbruch der Dunkelheit konnte nach und nach das Entstehen von "Tiroler Spuren" in Form von Feuern, Kreuzen und Herzen rund um den Rammelstein beobachtet werden: in der Antholzer Scharte entstand auf dem "Naturadler" ein prächtiger Feueradler. Aber auch auf dem "Köifl" wurde es langsam Zeit: ein Feuer nach dem anderen wurde von Martin entfacht und es entstand zusätzlich zum großen Feuer am Gipfel, ein wunderschönes Kreuz in der "Köiflriese" und eine Lichterkette entlang des Grates. Aufgrund der klaren Nacht konnte man auch vom Dorf aus die Feuer gut sehen und die schöne Stimmung dieser Herz-Jesu-Nacht genießen. Passend zum Herz-Jesu-Feuer haben sich die Bergfreunde auch Grundsatzgedanken zum Herz-Jesu-Fest gemacht: Die Herz-Jesu-Verehrung geht auf die Auslegung von Texten aus dem Johannesevangelium (Joh 19,34) in der frühen Kirche zurück, indem es heißt: "Als die Soldaten aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus." Als im Hochmittelalter die Verehrung des leidenden Christus in den Mittelpunkt rückte, entwickelte sich auch eine Herz-Jesu-Verehrung. Im 17. Jahrhundert führten die Jesuiten die Herz-Jesu-Andachten als Form der Volksfrömmigkeit ein. Diese erhielten Auftrieb durch die Visionen der 1690 verstorbenen Salesianerin Margareta Maria Alacoque. Die Kirche erkannte die Herz-Jesu-Verehrung nun offiziell an und machte sie zum Bestandteil der Liturgie. Als eigenes Fest wurde das Herz-Jesu-Fest 1765 zuerst nur für Polen, 1796 dann auch für Tirol vorgesehen. Papst Pius IX. führte 1856 das Hochfest Heiligstes Herz Jesu für die ganze Kirche ein und weihte 1875 die ganze Christenheit dem göttlichen Herzen. Außerdem ist der erste Freitag jedes Monats Herz-Jesu-Freitag. Er ist ein bevorzugter Tag für die Spendung der Krankenkommunion und die Aussetzung des Allerheiligsten mit Spendung des sakramentalen Segens. Bei der Herz-Jesu-Verehrung ist natürlich nicht das körperliche Herz gemeint. Es geht um das Herz als Ursymbol der Liebe, sowie um die innerste Gesinnung der Menschen. Herz-Jesu meint jene bedingungslose Menschenfreundlichkeit, in der die unendliche Liebe Gottes selbst zum Ausdruck kommt. Am Herz-Jesu-Fest feiern wir die Liebe Gottes zu uns Menschen und die Einladung, in unserem eigenen Leben gegenseitige Wertschätzung und Mitmenschlichkeit zu pflegen. Das Herz-Jesu-Fest ist auch eng mit dem Thema "Heimat" verbunden. "Heimat" im Sinne des Herzens Jesu kann man jene Haltung nennen, in der jemand mit sich selbst, mit den Mitmenschen und letztlich mit Gott in Einklang steht. Das Herz-Jesu-Fest ist aber auch eng mit der politischen Geschichte unseres Landes verbunden. Als die Napoleonischen Truppen 1796 von Oberitalien aus Tirol immer näher rückten, wurde das Land in Kriegsbereitschaft versetzt. Die Tiroler Landstände traten zu einem Kongress in Bozen zusammen, um über die Situation zu beraten. Nachdem alle nötigen Maßnahmen beschlossen waren, kam der Vorschlag von Seiten des Stamser Abtes Sebastian Stöckl, das Land dem Schutz des "Heiligsten Herzen Jesu" anzuvertrauen um so göttlichen Beistand zu erhalten. Zugleich wollte man sich aber auch dem besonderen Schutz dessen anvertrauen, der Garant ist für Menschenwürde, Frieden und Gerechtigkeit. So versprach man am 1. Juni 1796 feierlich das Herz-Jesu-Fest in Zukunft alljährlich mit einem feierlichen Gottesdienst zu begehen. Als daraufhin Hofers Truppen in der Schlacht gegen die Franzosen und Bayern überraschend siegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag. In der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe gab es nicht viele Möglichkeiten mit entfernten Landsleuten zu kommunizieren. Aus diesem Grund wurden an bestimmten Gipfeln Signalfeuer entzündet, um damit den Landsturm einzuberufen. Erst 80 Jahre später (1876) wurden zur Bestätigung des Herz-Jesu-Gelöbnisses auch Bergfeuer entzündet. Somit traten die Herz-Jesu-Feuer, gegenüber den bis zu diesem Zeitpunkt üblichen Sonnwendfeuern oder Johannisfeuer, immer mehr in den Vordergrund. Herz-Jesu-Feuer gelten heute als "lodernder Beweis" der Unauflösbarkeit des Herz-Jesu-Gelöbnisses der Tiroler Landesstände aus dem Jahr 1796, schreiben die Bergfreunde in ihrer Aussendung.
Jäger müssen neben dem Spurenlesen auch manchmal Spuren suchen. Es müssen nicht immer Wildspuren sein, sagten sich die Jäger und begaben deshalb beim letzten "Jagahittnfescht" am 12. Juli 2009 auf Spurensuche nach "Wo ist Tirol?". Dabei stießen sie auf Spuren der Jagd vor 200 Jahren und heute. Im Vortrag von Rudolf Niederbacher erfolgte zunächst ein "historischer Blick" in das Jahr 1786. Kaiser Josef II. erließ ein neues Jagdpatent, in welchem der ungezügelten Jagdlust der Adeligen Einhalt geboten werden sollte. Die Jagd wurde an den Grundbesitz gebunden und konnte verpachtet werden. Die Folge war allerdings, dass die Wilderei drastisch zunahm. Bei den Freiheitskämpfen waren die Tiroler als gute Scharfschützen bekannt und gefürchtet. Die Schießkunst wurde sicherlich nicht nur an den Schießständen des Landes verfeinert. Unter bayerischer Besatzung wurde die Jagd in Tirol verboten, nach den Freiheitskämpfen jedoch wieder den Adeligen vorbehalten. Die Wilderei erlebte eine neue Blüte. Viele Wildtiere wurden dabei nahezu ausgerottet. Kaiser Franz Josef I. erließ 1849 wiederum ein neues Jagdgesetz. Die Jagdrechte wurden den Gemeinden zuerkannt, es bestand aber auch die Möglichkeit einer Eigenjagd. Auch die Vergütung der Wild- und Jagdschäden wurde damals schon eingeführt. Dieses Jagdgesetz ist, mit wenigen Abänderungen, noch heute gültig. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Südtiroler Jagdverband gegründet. Südtirol wird in 8 Jagdbezirke eingeteilt. Es gibt derzeit 145 Jagdreviere und 51 Eigenjagdreviere. Die Jäger um Revierleiter Josef Niederkofler und die Jägerfrauen hatten inzwischen alles aufgeboten um den Gästen ein schönes Fest zu bereiten. Für die musikalische Unterhaltung sorgten die Jagdhornbläsergruppe aus Taisten und die "Jagamusik".
Wenn sich der Sportverein auf Spurensuche macht und das auch noch auf tirolerisch, dann heißt das, dass auch der ASV Oberwielenbach beim Projekt "Wo ist Tirol? eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009" aktiv dabei ist. Freizeitgestaltung, Bewegung und Spiel, vor allem für die Kinder, gehören zu den Grundsätzen eines Sportvereins. So wurde bald die Idee geboren, "alte" Spiele, die von früheren Generationen gespielt wurden, neu zu entdecken und zu dokumentieren. Es war auch allerhöchste Zeit, da sich bald herausstellte, dass die interessantesten Spiele nur mit Mühe wieder aktiviert werden konnten. Eine große Hilfe dabei waren die Senioren des Seniorenclubs Percha. Gar einige Schätze schlummerten in der Erinnerung der älteren MitbürgerInnen und warteten nur darauf, wieder ans Tageslicht geholt zu werden. Am 26. Juli 2009 bot sich dann für Jung und Alt die Gelegenheit, die gesammelten Spiele beim Spielefest auf dem Fußballplatz auszuprobieren. Das Angebot war fast unerschöpflich. Bei "Weitnkegl", "Facklhutza", "Feld stehl", "Kaiser wieviel Schritte", "Öchse afn Berg", "Foudnspiele", "Templ- und Wöchnhupfn", "Fahnl stehl", "Kitztengl", "Sock hupfn", "Do Pforra fa Henzing", "Blinta Noudl fouchn", "Scharn schleifn", "Stelzn giohn", "Floschn fischn" und "Korschtn" stand der Spaß immer an oberster Stelle. Mitunter wurde auch heftig über die Regeln diskutiert und glücklicherweise gelang es dadurch, bei einigen Spielen die dazugehörigen Spielregeln zu vervollständigen. Bei Einbruch der Dunkelheit kamen dann noch die "typischen" Männerspiele zum Zuge: "Strafkotze ziochn", "Buando hangl", "Kroft druckn" und "Fingo hangl". Warum erst bei Einbruch der Dunkelheit, wollte man(n) nicht erklären... ! Jedenfalls hatten Computerspiele und Fernsehen einen Nachmittag lang eindeutig die schlechteren Karten. Das Ziel des ASV, im gemeinsamen Spiel die Generationen zusammenzuführen, ist vorbildhaft erreicht worden.
Nachdenken über die Institution Familie war bei der Ortsgruppe des KVW am 16. Oktober 2009 angesagt. "Die Familie im Wandel der Zeit" - ein Vortragsabend mit Dr. Hans Grießmair - war der zweite Beitrag des KVW zum Tiroler Gedenkjahr. Der lateinische Begriff "familia" (die Hausgemeinschaft) war ursprünglich keine Verwandtschafts-, sondern eine Herrschafts-bezeichnung. "Familia" bezeichnete nicht die heutige Familie (Eltern und dessen Kinder), sondern den Besitz eines Mannes, den gesamten Hausstand, wozu auch die Frauen und Kinder, die Dienerschaft und das Vieh gerechnet wurden. Die Familie ist einerseits die älteste Einheit der Gesellschaft, aber gerade sie hat im Laufe der Zeit die größten Veränderungen erlebt. Sie befindet sich derzeit infolge des allgemeinen Werteverfalls, des wirtschaftlichen Druckes, der Mobilität, usw. in einer schweren Krise. Dabei ist die Familie eine biologische Notwendigkeit, denn ohne sie ist der Mensch (zumindest der Säugling) nicht überlebensfähig. Ein wichtiger Aspekt in der Familie ist die Ehe. Besonders in diesen Bereich griff die Kirche stark ein. Sie eignete sich die Entscheidungsbefugnis etwa in Fragen der Moral an. Wohl auch deshalb dürfte die Ehe zum Sakrament erhoben worden sein, mutmaßte der Referent. Die Frau musste sich stark unterordnen. Das hatte zur Folge, dass die Ehe und Familie teilweise ausschließlich auf die Fortpflanzung reduziert war. Kinderlosigkeit wurde als Schande angesehen, kinderlose Frauen bzw. Paare mussten sich manches "Ehegericht" gefallen lassen, außereheliche Kinder galten gar als Sünde und behinderte Kinder als Strafe Gottes. Luther hingegen lehnte die Ehe ab und sah sie nur als weltliche Einrichtung an. Auch das Leben in Tirol war geprägt von der strengen Hierarchie auf den Höfen und in den Familien. Die Großfamilien und die Verwandtschaft boten eine gewisse Sicherheit. Meistens lebten bis zu drei Generationen auf dem Hof. Der Tagesablauf war genau geregelt, Männer- und Frauenarbeit klar getrennt. Unter Maria Theresia wurde die Schulpflicht eingeführt und das Erbrecht neu geregelt. Der "geschlossene Hof" wurde eingeführt um eine zunehmende Verarmung zu verhindern. Die Familie in Tirol erlebte besonders in den 50er und 60er Jahren einen existenziellen Wandel (in vielen Teilen Europas schon Mitte des 19. Jhdt.). Die Mechanisierung, die Industrialisierung und die damit zusammenhängende Landflucht machte auch in Tirol nicht Halt. Durch die Entstehung der Arbeiterschicht entwickelte sich die Großfamilie eindeutig zur heute üblichen Kleinfamilie.
Bereits seit 2003 sammelt der Kirchenchor von Oberwielenbach die alten Lieder der Oberwielenbacher "Kirchensänger". Im Rahmen des Dorfprojektes "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009" sollten diese in Buchform der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Doch es kam anders, nachdem zu den 5 ursprünglich vorhandenen Handschriften (4 wurden im Widum gefunden) noch weitere 6 Bücher von Oberwielenbach in Innsbruck, Prags, Amaten und Pfunders gefunden wurden. Ein Ende der Arbeiten ist also noch lange nicht in Sicht. Deshalb wurde am 13. November 2009 ein Abend organisiert, um über den derzeitigen Stand der Dinge zu berichten. Robert Schwärzer vom Referat für Volksmusik übernahm es, die Zuhörer in die Kirchensänger-Tradition einzuführen. Die kirchlichen Dienste, die heute Chor und Kantoren leisten, wurden früher im deutschsprachigen Alpenraum üblicherweise durch die "Kirchensänger" verrichtet. In der Regel handelte es sich dabei um den Gesang in deutscher Sprache, was nicht selbstverständlich war. Ursprünglich war ja Latein die universelle Kirchensprache. Durch die Reformation und die Bibelübersetzung ins Deutsche durch Martin Luther hat die deutsche Sprache auch in der katholischen Kirche Einzug halten müssen. Die Lieder wurden zunächst nur mündlich überliefert. Allmählich wurden sie auch handschriftlich festgehalten. Somit entstanden zwar sehr viele Singbücher, die Melodien dazu wurden aber nur mündlich weitergegeben, da die einfachen Leute keine Noten schreiben konnten. Dieses wertvolle Liedgut für die Nachwelt zu erhalten, ist u.a. Aufgabe von Fr. Brigitte Mantinger, ebenfalls vom Referat für Volksmusik. Sie berichtete nicht nur darüber, wie die Forschungs- Dokumentations- und Archivierungsarbeit vor sich geht, sie stellte auch einige besonders schöne Exemplare von alten Liederbüchern vor. Die älteste Schrift in Südtirol wird auf das Jahr 1701 datiert, erzählt Mantinger. Außerdem brachten die beiden Referenten einige Tonaufnahmen aus den Jahren 1940 - 1942 mit. Sie waren recht gewöhnungsbedürftig, sagten aber viel über die gängige Gesangspraxis der früheren Zeit aus. Die lange Tradition der Oberwielenbach "Kirchensänger" belegt ein Eintrag im Kirchenbuch aus dem Jahre 1861. Der Kirchenchor Oberwielenbach singt zurzeit ca. 35 Lieder, die nur nach Gehör, ohne Noten einstudiert bzw. geprobt werden, darunter auch die Weihnachtsmesse. Besonders unter dem Chorleiter Ferdinand Erardi wurden nach 1985 zahlreiche, alt überlieferte Lieder und Messen ohne vorhandenes Notenmaterial neu eingelernt. So geht die heute noch gesungene Fronleichnams-Messe auf diesen Ursprung zurück.
Nicht alle geplanten Projekte von "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009" konnten bisher termingerecht durchgeführt werden, u.a. auch die Erhebung der Flurnamen von Oberwielenbach und Platten, das die Schützenkompanie in Angriff genommen hat. Ca. 450 Namen wurden bisher erfasst. Diese müssen noch auf ihre Schreibweise und Vollständigkeit kontrolliert, im Dialekt transkribiert und Internet-tauglich gemacht werden. Die Vorstellung des Flurnamenprojektes ist auf Palmsamstag, 27. März 2010 festgelegt. Die Gedenktafel 1809 hat die Schützenkompanie erweitert auf die Gefallenen der beiden Weltkriege und die Opfer der 60er Jahre. Nach erneuten Recherchen stehen mittlerweile die Namen und die Inschrift fest. Der geeignete bzw. würdevolle Platz für die Anbringung der Gedenktafel muss noch festgelegt werden.
Während des gesamten Jahres ist mir eine Person in unserem Dorf bzw. Gemeinde, der das Tiroler Gedenkjahr wirklich am Herzen lag, ganz besonders aufgefallen, nämlich Paul Peter Niederwolfsgruber - Schulleiter der Grundschule, Redakteur der Gemeindezeitung, Autor und Spielleiter der Kassianibühne Percha. Nicht nur mit "seinen" Schülern beteiligte er sich am Projekt "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009". In jeder Ausgabe der Gemeindezeitung waren Spuren von Tirol zu finden: der alte Dorfkern von Percha, der Wielenbach als "Mühlenbach", die Prozessionen, Glaubenbekenntnis und religiöses Brauchtum, alten Wegen nachgehen und der Kriegsschauplatz Nasen und Percha. Zum Tiroler Gedenkjahr 1809 - 2009 und zum 25-jährigen Bestandsjubiläum der Kassianibühne Percha schrieb Paul das Stück "Herbstfeuer" - ein Stück zu den Ereignissen rund um den Tiroler Freiheitskampf. Nicht um die bekannten Helden und um ihre Taten und Schicksale geht es in diesem Theaterstück, sondern um die "kleinen" Leute, die so gut wie nie in den Geschichtsbüchern aufscheinen und auf die in der Betrachtung der historischen Fakten allzu oft vergessen wird. Auch für unserem Obltn. Martin war das Jahresprojekt eine echte Herzensangelegenheit. Als Projektleiter blieb er immer in Kontakt mit den einzelnen mit tragenden Vereinen, motivierte und unterstützte sie in der Ausführung der Projekte. Abschließend möchte die Schützenkompanie allen Vereinsvorständen, ihren Mitarbeitern in den Ausschüssen und der Schulleitung ein aufrichtiges "Vergelt's Gott" sagen, für ihr Mitwirken und ihren Einsatz beim Projekt "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009", gleichzeitig aber auch weiterhin viel Freude und Mut für den Einsatz unserer Heimat wünschen.
Ein dreifaches Schützen Heil!
Oberwielenbach, am 21.02.2010
Die Schriftführerin Claudia Antenhofer
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