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Beerdigung Silvius Magnago

Am Dienstag, den 25.05.10, breitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer über unser Land aus: Silvius Magnago, Südtirols Altlandeshauptmann und Wegbereiter der Autonomie, ist tot.
Drei Tage später nahmen drei Schützen aus Oberwielenbach in Bozen an der Beerdigung teil, darunter die Jungschützenbetreuerin Katharina. Im folgenden schildert sie ihre Erlebnisse.

Am Freitag, den 28.05.10, begleiteten die Menschen aus ganz Tirol, vor dem Fernseher, Radio oder vor Ort in Bozen, den größten Politiker der Südtiroler Geschichte, zu seiner letzten Ruhestätte.
Alle Vereine sollten bei dieser Begräbnis vertreten sein - so auch die Schützen. Von der SK Oberwielenbach machten sich Hauptmann Lois, Walter und ich auf den Weg nach Bozen. Wir nahmen die Fahne nicht mit, da man sie anscheinend nicht brauchte, so unser Hauptmann. Die "Puschtra" Schützen fuhren gemeinsam in einem Bus nach Bozen. Man konnte meinen wir machten einen Seniorenausflug - und ich mittendrin. Hinter meinem Vater und mir saßen zwei ältere Schützen, von denen man immer die gleichen Sätze hörte: "Na schaug amo den Wold un, do kennat man bäriga Schabe mochn, sö?" oder "I schneiat de Staudn weg, nuar kemmat meara Liocht zui, sö?"
Endlich kamen wir in Bozen vor dem Stadttheater an und jetzt gab es zum Glück keine "Schabe und Staudn" mehr, die man hätte bewundern können. Wir warteten neben der Straße, dass uns jemand erklärte was wir machen sollten. Auf einmal gab es einen ohrenbetäubenden Knall, auf den jemand antwortete: "und olbm isch's die Feiwehr!" Die Grieser Feuerwehr hatte versucht zu parken. Der Fahrer - keine Fahrerin - übersah die Säule beim Eingang des Stadttheaters und parkte das Feuerwehrauto auf die Säule. Die marmorne Verkleidung der Säule gab nach und fiel in sich zusammen. Die Folge war eine lautstarke Erheiterung der Zuschauer und ein hochroter Kopf des Feuerwehrmannes, der aus dem Auto stieg. Endlich kam der Landeskommandantstellvertreter Kircher, der uns den Ablauf erklärte. Zum Schluss meinte er noch, er brauche drei, die die Kissen mit den Auszeichnungen trugen. Er wählte Lois, einen Offizier aus Lüsen und mich aus.
Kircher beorderte die ganzen Fahnen, die anderen Kompanien hatten ihre Fahnen mitgenommen, in die Kirche. Die anderen Schützen warteten wieder auf weitere Anweisungen. Als die Messe angefangen hatte, holte Kircher uns drei Kissenträger und führte uns durch die Menschenmenge in das Seitenschiff des Domes, wo wir warten sollten. Vor der Kommunion mussten alle Fahnen die Kirche verlassen. Jetzt waren wir alleine im vorderen Kirchenschiff. Weiter vorne standen die Landeskommandanten und die Bundesfahnenabordnung der Tiroler Landesteile. Paul Bacher, der Südtiroler Landeskommandant, kam auf uns zu und sagte wir sollen uns nach vorne zu ihnen stellen. Auch die anderen Landeskommmandanten begrüßten uns freundlich. Jetzt stand ich da für alle sichtbar, zwischen einem ganzen Rudel Männer. Als die Messe vorbei war, holten wir die Kissen und stellten uns vor den Sarg, wie man es uns gesagt hatte. Lois hatte das Kissen mit den österreichischen Orden, der Lüsner die italienischen und deutschen und ich durfte die Tiroler Auszeichnungen tragen. Die ganze Kirche starrte uns an. Alle machten Fotos, man wusste nicht wohin man schauen sollte. Mir reicht es schon jetzt, doch schlimmer geht immer. Der Bischof kam und machte das Requiem noch im Dom. Jetzt gingen wir über den Mittelgang hinaus. Als wir gerade zur Kirchentür hinausgingen, klickten von allen Seiten die Fotoapparate und wieder wusste man nicht wohin man schauen sollte. Als wir um die Kutsche herumgingen, stand plötzlich mein Kochlehrer mir gegenüber. Er musste mit den Pferden mitgehen, die die Kutsche zogen.
Als die Schützenoffiziere mit dem Sarg herauskamen und ihn auf die Kutsche gestellt hatten, setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Wir marschierten durch die Straßen von Bozen, an denen viele Menschen standen, um Abschied zu nehmen. Der ganze Trauerzug wurde von der Polizei flankiert, die mit Adleraugen aufpassten. Als sich ein Fotograf vor uns stellte um ein Foto zu schießen, waren die Ordnungskräfte schon zur Stelle. Nach ungefähr drei Kilometern waren wir endlich beim Friedhof angelangt. Von dem Kissentragen fielen mir schon fast die Arme ab und das sollte ich auch noch am nächsten Tag spüren. Im Hauptgang des Friedhofs standen die Fahnenabordnungen Spalier. Die Offiziere stellten den Sarg vor der Totenkapelle ab und die Kissen wurden davor gestellt. Die Einsegnung im Friedhof ging zügig voran.
Nachher wurden noch die Grabreden abgehalten. Als der Landeshauptmann Durnwalder und der SVP-Obmann Theiner ihre langen Reden endlich fertig hatten, sagte man uns, dass noch sieben weitere Redner sprechen werden. Zum Glück redeten die anderen nicht so lange, wie die ersten beiden, sonst wären wir am nächsten Tag noch in Bozen gewesen.
In den Ansprachen wurde einem noch einmal bewusst, dass ein großer Politiker, aber auch ein leuchtendes Vorbild für uns alle von uns gegangen ist. Alle Redner machten ihre Ansprachen in der jeweiligen Muttersprache, aber zum Schluss verabschiedeten sie sich alle auf Deutsch. Besonders beeindruckten mich die Schlussworte des italienischen Untersekretärs. Er sagte auf Deutsch: "Silvius, ruhe in Frieden, in deinem Land und unter deinen Landsleuten!"


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