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Jahresbericht 2008
(von Claudia Antenhofer, Schriftführerin der Schützenkompanie Oberwielenbach)
HEIMAT - ein Begriff oder einfach nur ein Wort? ein Aspekt oder vielleicht gar ein Gedankengang! vielseitig einsetzbar, aber auf jeden Fall ein Anliegen mit Herz und vor allem Verstand jede Stunde, jeden Tag im Jahr!
Heimat zieht sich wie ein roter Faden durch das Jahresprogramm 2008. Bereits bei der Andreas-Hofer-Feier am 17. Februar spricht Hochw. Viktor Plaikner in der Predigt von der Verbundenheit zur Heimat, über den Schutz der Heimat bis hin zur "ewigen Heimat" bei Gott. Unterstrichen werden seine treffenden Worte durch sein JA zum Ministrieren unserer Jungschützen in Tracht! Jedenfalls kann sich nun nicht mehr nur unser Hauptmann damit brüsten, von jungen, feschen Marketenderinnen begleitet zu werden, auch unser Hr. Pfarrer hat sich sichtlich wohl gefühlt und unseren Jungschützen, Trommler und Ministrant Georg mit den Worten "voran der Trommlerknabe, der schlägt seine Trommel gut"! sogar persönlich begrüßt. Musikalisch umrahmt wurde der Festgottesdienst von den vorzüglichen Stimmen unseres Viergesangs Helli, Tondl, Peter und Schorsch. Immer wieder wurden passende Lieder über Heimat, Tirol und unsere Gottesmutter Maria ein Ohrenschmaus für alle Kirchgänger. Das Abschlusslied "Ach Himmel es ist verspielt" konnte treffender nicht ausgewählt werden.
Die Option 1939 - ein Vortrag über ein Stück Süd-Tiroler Zeitgeschichte - wurde auf den 9. Mai festgesetzt. Als Referentin konnte Fr. Dr. Esther Stoll aus Gsies gewonnen werden. Sie hat vor kurzem ihr Studium an der Universität Innsbruck abgeschlossen und für ihre Diplomarbeit das Thema "Option" gewählt. Ergänzt wurden die geschichtlichen Ausführungen von Fr. Stoll mit Aussagen von Zeitzeugen, zitiert von Fr. Gertraud Oberhammer. Der Oberwielenbacher Viergesang lockerte den Abend mit passenden Liedern von Optanten und ihre Sehnsucht nach der Heimat, musikalisch auf.
Zur Pflege von Kultur und Brauchtum in unserer Heimat zählen u.a. auch die Prozessionen. In der heutigen Zeit von Priestermangel ist es nicht mehr selbstverständlich, dass eine Fronleichnams- eine Herz-Jesu- und eine Erntedankprozession gehalten wird. Wir können uns glücklich schätzen, dass, besonders auch dank des Einsatzes von unserem Pf. Viktor, alle 3 Prozessionen immer noch stattfinden. Für uns Schützen sollten diese Termine eigentlich keine Pflicht- sondern Ehrentermine sein! Deshalb habe ich mir die Tätigkeitsberichte der letzten Jahre angeschaut, und es war, bis auf wenige Ausnahmen, eine fast vollzählige Kompanie bei den Prozessionen anwesend. Auch das vergangene Jahr können wir zu dieser lobenswerten Statistik dazuzählen. Bei der Sitzung am 05.08.08 hat Obltn. Martin Schneider die Ausschussmitglieder über erneute Konzessionsansuchen zum Bau eines neuen E-Werkes informiert. Das Projekt der Schönbichl GmbH und das Konkurrenzprojekt der Gemeinde Percha sehen vor, den Wielenbach bereits ab der "Lonza-Brücke" zur Stromgewinnung zu nutzen. Nach dem Bekannt werden hat sich in der Bevölkerung von Oberwielenbach sofort Widerstand gegen diese Projekte geregt. Die Schützenkompanie sah sich verpflichtet, als Zeichen der Ablehnung dieser Projekte und zum Schutz unserer Heimat, eine Unterschriftenaktion unter der Bevölkerung von Oberwielenbach und Platten durchzuführen. Befragt wurden Einwohner ab dem 16. Lebensjahr. Das Ergebnis ist eindeutig: 95 % sprechen sich klar gegen eine weitere Ableitung des Wielenbaches aus: von 266 gemeldeten Personen haben sich 244 gegen weitere Konzessionsvergaben ausgesprochen, 13 Personen verweigerten ihre Unterschrift und 9 Personen konnten nicht befragt werden. Am 03.09. fand ein Lokalaugenschein in der Gemeinde Percha statt. Dabei äußerte Obltn. Martin Schneider, ganz im Sinne der Unterschriftenaktion, die ablehnende Haltung der Bevölkerung gegenüber diesen E-Werk Projekten. Die bereits in der Anfangsphase aufkommende Skepsis der Vertreter des Gewässerschutzes, lässt auf einen positiven Ausgang für das Dorf und die Bevölkerung hoffen. Am 25.09. wurde eine Gemeinderatssitzung zu dieser Angelegenheit einberufen. Mit einem einstimmigen Beschluss (alle Räte waren anwesend) spricht sich die Gemeinde Percha gegen eine Ableitung des Wielenbaches zur Stromerzeugung aus. Neben den bekannten Argumenten (Ökologie, Umwelt, Landschaftsbild, Landwirtschaft, usw.) wurde die ablehnende Meinung der Bevölkerung gegenüber diesen Projekten deutlich angeführt. Der Bürgermeister wies nochmals darauf hin, dass das Gegenprojekt der Gemeinde Percha als reine Abwehrmaßnahme gegenüber dem Schönbichl-Projekt eingereicht wurde. Diese Stellungnahme wurde zusammen mit den gesammelten Unterschriften an die Südtiroler Landesregierung, an Landesrat Laimer und an das Amt für Stromversorgung verschickt. Vermutlich die fehlenden Informationen der lokalen Verbände und Organisationen waren die Ursache, dass keine Stellungnahmen bzgl. des Wasserrechtsstreites beim Amt für Stromversorgung hinterlegt wurden. Deshalb hat die SK verschiedene Organisationen auf Orts- und Bezirksebene aufgefordert, entsprechende Einsprüche gegen diese E-Werk Projekte einzureichen. Zur Diskussion kam das Thema E-Werk auch bei der Wahlversammlung der SVP am 22. September. Derzeit durchlaufen die Projekte die üblichen Distanzen: UVB, Amt für öffentl. Wassergut, Amt für Wildbachverbauung, usw.
Zum Filmabend "Heimat" lud die Schützenkompanie am 22. November. "Heimat" - ein Dokumentarfilm, der 2003 vom Heimatpflegeverband in Auftrag gegeben wurde. In der Beschreibung zum Film heißt es: "Heimat" ist ein Film, der seinen Ausgangspunkt in Südtirol hat, trotzdem ist Südtirol nur exemplarisch für viele Regionen. Was hier passiert, geschieht in ähnlicher Weise in ganz Europa. Das hat mit Macht und Geld zu tun. Der Eigendynamik, die sich daraus entwickelt, haben Politiker oft nichts mehr entgegen zu setzen. Weder in Südtirol noch sonst wo. Ein Film, der die nicht immer positive, überaus rasante und kaum kontrollierbare Entwicklung in unserer Heimat aufzeigt. Ein Film, der zum Nachdenken animiert, da diese Dynamik, auch nach der Entstehung des Films vor fünf Jahren, unvermindert anhält. Moderiert wurde der Abend von unserer JS-Betreuerin Katharina. Die Antworten einiger Oberwielenbacher zur Frage "Was bedeutet für dich Heimat?" hat Market. Barbara anhand einer Powerpoint Präsentation vorgestellt. Als Einstimmung auf den Film wurde von Claudia das Gedicht "Hoamat isch mehr" von Agnes Mittich-Steinwandter vorgetragen. Glücklicherweise gibt es in unserem Dorf auch Nicht-Schützenmitglieder, denn gerade die Schützenkameraden fühlten sich an diesem Abend nicht angesprochen - schade!
"Die Rolle der Frau in historischen Vereinen", eine Studie in Auftrag gegeben von unserer Kulturlandesrätin Dr. Sabina Kasslatter-Mur. Die Studie basiert auf historischen und ethnologischen Recherchen. Befragt wurden vor allem die Traditionsvereine Schützen und Musikkapellen. Durch den "Fall Claudia Antenhofer" wurde die Ethnologin Dr. Elisabeth Tauber aus Brixen auf unsere Kompanie aufmerksam. In mehreren Gesprächen wurden wir (unsere Marketenderinnen und ich) zum Thema allgemein und ganz speziell zu meiner Situation in der Kompanie befragt. Wir können gespannt sein, lassen wir uns von den Ergebnissen überraschen. "Lang lebe die Schützin"!
Der Ausschuss traf sich im letzten Jahr zu 5 ordentlichen und 2 außerordent-lichen Sitzungen. Bereits in der ersten Ausschusssitzung nach den Neuwahlen wurden Vorschläge und Ideen für das Tiroler Gedenkjahr 2009 und das Wiedergründungsfest unserer Kompanie gesammelt. Unter anderem wurde auch der Wunsch über eine Zusammenarbeit mit der Grundschule geäußert. In einem Gespräch mit dem Schulleiter Paul Niederwolfsgruber einigte man sich, dass alle Vereine des Dorfes beim Projekt "Tiroler Gedenkjahr 2009" eingebunden werden sollten. Am 23. Juni hat die SK alle Vereine zu einer Aussprache unter dem Motto "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009" eingeladen. In einer weiteren Sitzung und vielen Gesprächen wurden die Rahmenbedingungen, Inhalte und Terminpläne für die Gestaltung und Verwirklichung des Tätigkeitsprogrammes definiert. Folgende Vereine sind aktiv dabei:- FF: Jahreskalender zum Thema "Wo ist Tirol?"
- Bergfreunde: Bergfeuer zum Todestag von Andreas Hofer am 20. Februar und Herz-Jesu-Feuer
- ASV: Spiele unserer Eltern und Vorfahren (gemeinsam mit dem Seniorenclub)
- Beziehungen - eine Fragebogenaktion mit statistischer Auswertung
- Kirchenchor: kirchliches Liedgut in Oberwielenbach - Liederbuch
- Männerchor: Tiroler Liedgut - offenes Singen
- Jägerschaft: Messe auf der "Jagahütte" mit Einblicken in das Jagdwesen von Früher
- KVW: Palmbesen binden, Vortrag "Die Familie im Wandel der Zeit"
- PGR: Kirchentafel
- SK: Vortrag 1809, Gedenktafel 1809, Flurnamen
- Grundschule: Unterrichtsschwerpunkte in den Fächern Geschichte und Geografie, Tiroler Abend, Fotoausstellung
Es ist nicht selbstverständlich und deshalb umso erfreulicher, dass sich das Projekt "Wo ist Tirol? - eine Spurensuche zum Jubiläumsjahr 2009" zu einem Projekt vom Dorf fürs Dorf entwickelt hat. Vergelt's Gott allen beteiligten Vereinen!
In 3 Exerzierübungen wurde der Ablauf, die saubere und synchrone Ausführung der verschiedenen Griffe und Marschierschritte geübt und gefestigt. Am 16. Februar fand die Abnahme der Gewehrprüfung durch Hofer Peter aus Prettau statt, die alle vorbildlich bestanden. Unsere Exerzierausbildner Obltn. Martin Schneider und Obj. Andreas Niederwolfsgruber haben abwechselnd bei den SK Cortina, Enneberg und Sexten die Gewehrprüfung abgenommen. Die Ausbildung der neu formatierten Kompanie Olang wurde mehrmals von unserem Obltn. unterstützt. Die Exerzierausbildner verrichteten pflichtbewusst den Ordnungsdienst beim Protestmarsch in Bozen und waren bei 6 Sitzungen auf Bundes- bzw. Bezirksebene anwesend.
Im Jahr 2008 wurden von unserer Kompanie für die Friedhofspflege 117 Arbeitsstunden geleistet. Folgende Arbeiten wurden unentgeltlich durchgeführt: Schneeräumen, Rasenpflege und Bewässerung, Reinigung des gesamten Friedhofareals, Entsorgung der Kompostierabfälle, Entfernung von altem Blumenschmuck, Ausrichtung der Grabkreuze und Ausbesserung der Grabstätten. Der Auf- und Abbau des Ostergrabes ist mittlerweile auch zum festen Bestandteil unserer Tätigkeiten geworden - Vergelt's Gott allen Beteiligten, besonders aber dem Hptm. Alois Schneider für seinen unermüdlichen und selbständigen Einsatz.
www.sk.oberwielenbach.info - die Schützenkompanie ist online im World Wide Web! Eigentlich könnte mein Tätigkeitsbereicht einfach ein Link zu unserer Homepage sein, die alle wichtigen Informationen, Berichte und Termine beinhaltet. Dafür gebührt unserem Obltn. Martin ein großes Kompliment für die vorzügliche Arbeit! Aber nicht jeder fühlt sich bei den 3 W's zu Hause und bevorzugt feste Unterlagen in der Hand. Derjenige kann glücklicherweise auf den Perchiner Gemeindeboten zurückgreifen und sich dort jene Informationen holen, die in der "Dolomiten" nicht zu lesen sind! Dass auch die Tätigkeiten der Schützenkompanie immer wieder bestens auf Gemeindeebene präsentiert werden, verdanken wir dem Redakteur Paul Niederwolfsgruber. Lieber Paul, auch dir gebührt für deine zeitaufwendige und nervenaufreibende Arbeit ein großes Dankeschön!
Unsere Kompanie engagiert sich nicht nur im Dorf. Mehrere wichtige Termine mussten vergangenes Jahr auf Bundesebene wahrgenommen werden: 50 Jahre SSB - ein Jubiläum das am 26. April in Bozen stattfand. Am Waltherplatz wurde zunächst das Finale des Marschier- und Exerzierwett-bewerbes ausgetragen. Unser Obj. Andreas fungierte dort als Wertungsrichter und durfte zusammen mit seinen Wertungskollegen den Landesmeister küren. Es folgte die landesweite Angelobung der Neumitglieder und der Tiroler Zapfenstreich, aufgeführt von der Schützenkapelle Pichl. Nach dem Festzug durch die Altstadt wurde im Stadttheater der Jubiläumsfilm 50 Jahre SSB vorgeführt und das Jubiläumskompaniebuch "Es lebt der Schütze froh und frei" vorgestellt. 6 Schützen und 3 Marketenderinnen haben unsere Kompanie bei der Jubiläumsfeier vertreten. Während die "älteren" Kameraden gespannt den Darbietungen des Festaktes lauschten, bevorzugten die "jüngeren" nach Prominenz und "so" Ausschau zu halten (schließlich fehlt es uns ja nicht mehr an Marketenderinnen sondern an Schützen...). "Gegen Faschismus - für Tirol", die größte Protestkundgebung, die der Südtiroler Schützenbund bisher organisiert hat, war auf Samstag, 08. November festgesetzt. Diese Veranstaltung stand im Lichte 90 Jahre Abtrennung Südtirols vom Vaterland Österreich und richtete sich gegen alle faschistischen Relikte in Südtirol. Gleichzeitig wollte man eine Zukunft in Frieden und Freiheit anmahnen. Fast 4000 Schützen und Zivilisten, darunter auch 17 Kameraden unserer Kompanie sind der Aufforderung des SSB gefolgt und erlebten einen von positiven aber auch negativen Emotionen geprägten Protestzug. Kein einziger Demonstrant ließ sich auf die beleidigenden Provokationen von mehreren Neofaschisten ein. So wurde die Protestkundgebung zu einem eindrucksvollen und vor allem friedlichen Zug durch unsere Landeshauptstadt Bozen.
Eine "kleinere" oder manchmal auch "größere" Fahnenabordnung unserer Kompanie hat im abgelaufenen Jahr folgende Veranstaltungen besucht: Bezirkstag in Niederdorf, Gedenkfeier 500 Jahre Kaiserkrönung von Maximilian I. in Trient, Fahnenweihe in St. Johann, 50-Jahr Feier SK Neustift, 9 Frühaufsteher beim Schützenball in Prettau, notiert Hptm. Schneider am 05.04. - Frühaufsteher muss, der Form halber, in "Spätzubettgeher" verbessert werden (Bemerkung der Schriftführerin!), Gründungsfest der SK Fleimstal, Bataillonsfest in Abfaltersbach, 60 Jahre SK Lüsen mit Fahnenweihe, Segnung des Felsens der göttlichen Hilfe an der alten Enneberger Straße, Schützenball in Gsies mit der Gruppe Tiroler Wind, die Gedenkfeiern Klosterwald, Totengedenken an Allerheiligen, Waldfriedhof Bruneck, Schlosskreuz und die Sepp Kerschbaumer Gedenkfeier in St. Pauls.
Hptm. Alois Schneider und eine Fahnenabordnung unserer Kompanie gab bei folgenden Beerdigungen den verstorbenen Kameraden das letzte Geleit: am 11.03. Kamerad Marshal aus Ahornach, am 12.07. Roland Plaickner aus Mühlwald, am 23.07. Alois Valentin aus St. Vigil und am 15.10. Theobald Troger aus Niederdorf Herr, gib allen verstorbenen Schützenkameraden den ewigen Frieden in deiner Heimat!
Beim Bezirkstag des Pustertales am 09. März in Niederdorf standen auch Neuwahlen der Bezirksleitung auf der Tagesordnung. Unser Hptm. wurde dabei in seinem Amt als Bezirksbeirat bestätigt - herzliche Gratulation! Dass es aber kein Amt zum Ausruhen ist, bestätigen die vielen Termine die Hptm. Schneider auf Bezirks- und Bundesebene wahrzunehmen hatte: 9 Bezirksausschuss-sitzungen, die Bezirkstage in Niederdorf und Innervillgraten, 3 Hauptleutetreffen, das Gesamtpustertaler Hauptleutetreffen in Lienz und die Bundesgeneral-versammlung in Bozen. Er besuchte die Jahreshauptversammlungen mit Neuwahlen der SK Innichen, Prettau, Niederdorf, Taisten und Onach. Auch bei der Hochzeit von Bezirksmjstv. Peter Villgrater und Martha Trebo war Hptm. Schneider ein gern gesehener Gast.
Ein dreifaches Schützen Heil!
Oberwielenbach, am 22.02.2009
Die Schriftführerin Claudia Antenhofer
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